Aktuelle Forschung in Kürze

Zurückgewiesen von meinem Haustier

 

Hintergrund

Menschen haben ein grundlegendes Bedürfnis nach positiven und dauerhaften sozialen Beziehungen zu Anderen. Solche Beziehungen bieten den Menschen eine Reihe von Vorteilen, wie etwa eine bessere körperliche und geistige Gesundheit. Wird hingegen das Bedürfnis nach Zugehörigkeit verwehrt, z. B. durch soziale Ablehnung oder Ausgrenzung, wirkt sich dies negativ auf die körperliche und geistige Gesundheit und das Wohlbefinden aus. Soziale Ablehnung verringert auch Selbstkontrolle, Sinnhaftigkeit, prosoziales Verhalten, kognitive Leistungen und das allgemeine emotionale Funktionieren.

Studien zeigen, dass Ablehnung keine Erfahrung ist, die ausschließlich durch geliebten Menschen verursacht wird, sondern auch durch Unbekannte, Computerprogramme und evtl. auch Haustieren. In dem vorliegenden Artikel wollte die Forscherin Stephanie Richman mit zwei Studien herausfinden, ob die Ablehnung durch ein Tier ähnliche Effekte wie die Ablehnung durch einen Menschen nach sich zieht.

 

 

 

Methode

In der Studie 1 nahmen 88 Studierende (69 davon weiblich) teil, die darauf vorbereitet wurden einen Hund zu treffen. Die Teilnehmenden gaben ein Kleidungsstück ab, um es vom Hund beschnuppern zu lassen. Eine Studienmitarbeiter*in gingen fort um dem Hund das Kleidungstück zu zeigen. In der Experimentalgruppe kam die Studienmitarbeiter*in zurück und teilte mit, dass der Hund nicht kommen wollte und dass das Treffen mit dem Hund nicht stattfinden kann. In der Kontrollgruppe wurde gesagt, dass die Hundeführer*in wegen eines Termins überraschend weggehen musste. Beiden Gruppen wurde daraufhin in einem Video gezeigt, wie der Hund auf ihr Kleidungsstück reagierte. Einen echten Hund vor Ort gab es in beiden Gruppen nicht. Danach füllten alle Teilnehmenden Fragebogen zu den aktuellen Gefühlen, zu Aggression und zur Befriedigung von psychologischen Bedürfnissen (nach Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrolle und Sinnhaftigkeit) aus.

In der Studie 2 nahmen 246 Personen (123 davon weiblich) teil. Alle schrieben einen Text zu einem von drei Themen und füllten anschliessen den Fragebogen zur Befriedigung von psychologischen Bedürfnissen aus Studie 1 aus. Die Teilnehmenden schrieben in den drei Bedingungen über folgende Themen: 1. Die Erfahrung von einem Tier zurückgewiesen werden, 2. die Erfahrung von einer Person zurückgewiesen zu werden, 3. die Erfahrung des letzten Einkaufs in einem Lebensmittelgeschäft (Kontrollbedingung).

 

 

Resultate und Diskussion

In Studie 1 berichteten die Teilnehmenden, die persönlich von einem Hund zurückgewiesen wurden, dass sie sich negativer und weniger positiv fühlten und dass ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Selbstwert, Kontrolle und Sinnhaftigkeit weniger erfüllt waren als bei den Teilnehmenden, die nicht zurückgewiesen wurden. Dies weist darauf hin, dass Menschen von einem Tier zurückgewiesen werden können und dass dies ähnliche Reaktionen hervorruft wie eine Zurückweisung durch einen Menschen. In Studie 2 hatten die Teilnehmenden nach einer Ablehnung durch ein Tier und einer Ablehnung durch einen Menschen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe geringere Bedürfnisbefriedigung. Dies zeigt, dass die Ablehnung durch ein Haustier eine ähnliche Erfahrung ist wie die Ablehnung durch einen Menschen. Diejenigen, die von einem Menschen zurückgewiesen wurden, hatten jedoch leicht, aber signifikant niedrigere Bedürfnisbefriedigung als diejenigen, die von einem Haustier zurückgewiesen wurden.

Ablehnung und Aggression stehen beim Menschen in einem engen Zusammenhang. In den vorliegenden Studien konnte jedoch keinen Zusammenhang zwischen der Ablehnung von Haustieren und der anschließenden Aggression gegenüber Haustieren festgestellt werden. Es ist noch unklar, ob ein solcher Zusammenhang nicht besteht oder ob dies eine Auswirkung der verwendeten Messmethode war.

Einige Untersuchungen zeigen, dass sich das Halten von Haustieren positiv auf die mentale und körperliche Gesundheit von Menschen auswirken kann. Jedoch zeigen Studien auch immer wieder auf, dass Haustiere negative Effekte auf ihre Besitzer*innen haben können. Die vorliegende Studie misst eine spezifische negative Konsequenz von Haustierinteraktionen – die Ablehnung durch ein Haustier. Diese Untersuchung zeigt die besondere und wichtige Rolle, die Haustiere im Leben der Menschen spielen. Wären sie keine wichtigen Quellen sozialer Bindungen, würden Menschen nicht so negativ darauf reagieren, wenn sie von ihnen zurückgewiesen werden. Die Studie gibt mit diesen Resultaten einen Hinweis, warum Haustiere manchmal für Menschen nicht ausschließlich positive Auswirkungen haben.

 

 

 

Quelle

Richman, S. B. (2020). Man’s Best Friend? The Effects of Being Rejected by a Pet. Journal of Social and Clinical Psychology, 39(6), 498-522. https://doi.org/10.1521/jscp.2020.39.6.498