Liebe Interessierte
Die Blätter werden langsam braun, die Temperaturen verändern sich, der Herbst ist da – die Natur lässt los und bereitet sich auf den Winter vor. Wir hoffen, dass Sie einen guten Übergang in den Herbst gefunden haben und freuen uns, Ihnen anbei den aktuellen Newsletter zukommen zu lassen.
Dieser umfasst eine kurze Zusammenfassung über die spannende Weiterbildung von Cornelia Drees, einen kürzlich veröffentlichten Zeitungsartikel zu Effekten von Tieren auf Menschen im minimalen Bewusstseinszustand sowie eine von IEMT finanziell unterstützte Studie zu Kumpantieren bei Menschen mit Opioidabhängigkeit.
Des Weiteren haben wir für Sie Hinweise auf anstehende Konferenzen zusammengestellt und ein geschätztes Vorstandsmitglied von IEMT Schweiz, Dr. Rahel Marti, stellt sich vor. Zum Schluss fassen wir für Sie eine Studie zusammen über Goldfische und ihre Auswirkung auf das Wohlbefinden von hospitalisierten Kindern.
Wir wünschen Ihnen viel Spass bei der Lektüre.
Mit herzlichen Grüssen
IEMT Schweiz
Freie Begegnungen von Mensch und Tier

Horizonte: Dank Kaninchen zurück in den Alltag
Unsere Mitglieder stellen sich vor

Bild: Rahel Marti mit Findus im REHAB
Ein Einblick in die Arbeit und die Forschung von Rahel Marti
Während meines Psychologiestudiums führte mich ein Praktikum ans Rehab Basel, wo ich in Karin Hedigers Forschungsteam mitarbeiten durfte. Das Thema hat mich seither nicht mehr losgelassen und ich schloss diesen Frühling mein Studium mit einem Doktorat auf diesem Gebiet ab. Ich leitete ein Forschungsprojekt zur tiergestützten Therapie bei Menschen im minimalen Bewusstseinszustand. Das Ziel, das ich mit meinem Team verfolgte, war es, herauszufinden, ob und wie diese Patient:innen vom Kontakt mit Tieren profitieren können. Durch eine schwere Schädigungen des Gehirns kommt es zu einem Zustand minimalen Bewusstseins, in welchem die Patient:innen wenig von ihrer Umwelt mitbekommen, aber auch wenig Möglichkeiten haben, mit ihr in Kontakt zu treten. In der Behandlung versucht man, diese Menschen vielseitig zu stimulieren, damit sich das Gehirn erholen kann. Die Interaktion mit den Tieren kann Teil dieser Stimulationstherapie sein, jedoch bietet sie ihnen noch viel mehr, weshalb ich die Forschung auf diesem Gebiet so wichtig finde. Kurz zusammengefasst konnten wir in einer Studie aufzeigen, dass die Patient:innen im Kontakt mit einem Hund im Vergleich zu gesunden Proband:innen nicht mit erhöhter Hirnaktivität, jedoch mit erhöhter Herzrate reagieren. Die Ergebnisse werden nach der Publikation hier im Newsletter vorgestellt.
Innerhalb des IEMT bin ich für die Kommunikation verantwortlich und konnte anlässlich der beiden letzten IEMT-Tagungen bei der Organisation mitarbeiten. Durch meine Arbeit im IEMT kann ich dazu beitragen, dass sich Fachpersonen aus dem tiergestützten Bereich austauschen und vernetzen können. Weiter liegt es mir auch am Herzen, dass die tiergestützte Therapie als wirksame, forschungsgeleitete und tiergerechte Behandlungsform wahrgenommen wird. Mit meiner Arbeit kann ich diese Wahrnehmung unter Fachpersonen wie auch in der Darstellung durch die Medien mit beeinflussen und fördern.
Für den Moment habe ich die Forschung verlassen und arbeite hauptsächlich am Schweizer Paraplegiker Zentrum in Nottwil. Weiter habe ich beim compas Institut in Riehen die Möglichkeit, tiergestützt zu arbeiten. Mir gefällt an der tiergestützten Arbeit, wie die Tiere Leichtigkeit in eine Therapie bringen, welche sich oft genug mit schweren Themen beschäftigt. Ich sehe mich hier als Berufsanfängerin und bin immer froh um praktischen Input von erfahrenen Fachpersonen.
Aktuelle Forschung in Kürze
Goldfische und ihre Auswirkung auf das Wohlbefinden von hospitalisierten Kindern
Hintergrund
Insbesondere für Kinder im Wachstums- und Entwicklungsalter sind Krankenhausaufenthalte eine belastende Erfahrung. Während einem Krankenhausaufenthalt sind Kinder mit negativen und neuen Situationen konfrontiert, wie z.B. die Trennung von der Familie, körperliche Einschränkungen und Belastungen, eine unbekannte Umgebung und fremde Menschen. All dies kann dazu führen, dass die Kinder Stress, Frustration, Wut, Hilflosigkeit, Angst und Furcht verspüren. Studien haben gezeigt, dass Angst und Furcht des Kindes und seiner Familie es ihnen erschweren können, die gegebenen Informationen und Situationen zu verstehen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich an den Pflegeinterventionen zu beteiligen. All dies kann den Genesungsprozess des Kindes verlängern und somit den Krankenhausaufenthalt negativ beeinflussen. Neben therapeutischem Spiel und Kunsttherapie, werden zunehmend Tiergestützte Interventionen (TGI) eingesetzt, um die Bewältigungskompetenzen der Kinder zu stärken und negative Emotionen zu reduzieren.
Das Ziel dieser aktuellen Studie in der Türkei mit Kindern im Alter von 8-10 Jahren war es, die Auswirkungen von TGI mit Goldfischen auf Angst, Furcht, psychologisches und emotionales Wohlbefinden bei Kindern im Krankenhaus zu bestimmen. Besonders in der Türkei sind Goldfische ein beliebtes Haustier. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden die wenigen TGI-Studien mit Goldfischen nur mit Erwachsenen durchgeführt.

Methode
Am ersten Tag des Krankenhausaufenthaltes wurden den Eltern und den Kindern das Ziel der Studie und die durchzuführende Intervention erläutert, was diese Studie zu einer Open-Label-Studie machte. Zum genauen Ablauf der Studie fehlen leider ausführlichere Angaben.
Resultate und Diskussion
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass dank der Goldfisch TGI die mittleren Angst- und Furchtwerte der Kinder in der Versuchsgruppe verglichen zu der Kontrollgruppe signifikant zurückgegangen sind und die Mittelwerte der Skala für emotionales und psychologisches Wohlbefinden nach der Intervention bei den Kindern in der Versuchsgruppe signifikant höher waren. Zukünftige Forschung sollte eine längere Interventionszeit in Betracht ziehen, die Studie möglichst geblindet durchführen um den «Publication Bias» zu verhindern und das Aquarium für die Goldfische tiergerechter gestalten.
IEMT-Mitglieder können im ausführlichen Newsletter zudem nachlesen, welche unterschiedlichen Messungen an den Proband:innen vorgenommen wurden, wie die genauen Hypothesen der Studie aufgestellt sind und wie die Resultate der Studie im Detail aussehen.
Quelle
Sarman, A., & Günay, U. (2023). The Effects of Goldfish on Anxiety, Fear, Psychological and Emotional Well-Being of Hospitalized Children: A Randomized Controlled Study. Journal of Pediatric Nursing, 68, e69-e78. https://doi.org/10.1016/j.pedn.2022.11.012