Liebe Interessierte,

 

Die nach den Sommerferien steht wie jedes Jahr die IEMT-Weiterbildung im Kalender. Wir freuen uns Sie am 16.09.2022 um 20:00 Uhr dazu über Zoom zu der Weiterbildung zum Thema „Natürlich gut. Tierisch inspirierte Gestaltungsansätze für nachhaltigen Wandel und neue Lebensformen “ begrüssen zu dürfen. Felix Gerlof, MA Kulturwissenschaften und Forscher am Institut für experimentelles Design und Medienkulturen der FHNW, zeigt Beispiele auf, wie Tiere die Menschen bisher durch Tiere inspiriert haben und was wir auch für die Zukunft von ihnen lernen können. Die Weiterbildung ist für alle Mitglieder kostenfrei. Für Nicht-Mitglieder erbitten wir einen Unkostenbeitrag von 20 CHF. Sie erhalten den Link zugeschickt, wenn Sie sich über info@iemt.ch anmelden.

In diesem Newsletter stellen wir die interessante tiergestützte Arbeit von unserem Vereinsmitglied Silke Rosenke vor: Das Genusstraining mit Schnecken. Weiter finden sie die Zusammenfassung einer druckfrischen Studie zu einem hundegestützten Training im Justizvollzug, die durch das IEMT unterstützt wurde.

 

Mit herzlichen Grüssen
IEMT Schweiz

 

IEMT-Tagung 2023 – Save the date

Am 18. März 2023 wir die fünfte IEMT-Tagung stattfinden. Die Veranstaltung wird am REHAB Basel vor Ort durchgeführt und zudem online übertragen werden. Für uns ist diese Tagung jeweils ein grosser Höhepunkt und wir freuen uns immer viele Personen, die sich mit der Mensch-Tier-Beziehung auseinandersetzen, anzutreffen. IEMT-Mitglieder können zu einem reduzierten Preis an der Tagung teilnehmen. Reservieren Sie sich den Termin und wir werden Sie im Newsletter auf dem Laufenden halten.

 

 

HAI2023 Conference in Green Chimneys

Vom 28. bis 30. April 2023 findet die HAI Konferenz auf dem Green Chimney Brewster Campus mit dem Thema „Animal-Assisted Services: Focus on the Animal“ statt.  Mit dem Titel wird klar, dass bei dieser Konferenz das Tier, dass in die tiergestützte Intervention involviert ist, in den Mittelpunkt gerückt werden soll. Auf der Webseite kann bereits das vorläufige Programm angeschaut werden und auch die Registrierung ist bereits offen.

 

Agenda

16. – 18. September 2022 H4H-Konferenz, DE >Hier
13. – 15. Oktober 2022 DVG-Vet-Congress 2022 in Berlin, DE >Hier
18. März 2023 IEMT-Tagung, Basel >Hier
28. & 29. April 2023 hai2023 in Green Chimneys, USA >Hier
25. & 26. November 2023 Dritte Tagung „Hund und Psychologie“ >Hier
4. & 5. Mai 2024 IstT Fachtagung > Hier

 

Unsere Mitglieder stellen sich vor

Bild: Silke im Schneckenturm
 

Silke Rosenke – Genuss im Schneckentempo – einheimische Schnecken in der TGI

Ich heiße Silke Rosenke und bin Fachkrankenschwester für Psychiatrie. Seit vielen Jahren arbeite ich in der psychiatrischen Tagesklinik des SRH Krankenhauses in Sigmaringen. Meine Fachweiterbildung für tiergestützte Intervention absolvierte ich 2019 im Institut „Tiere im Einsatz“ in Schongau.

Seither integriere ich einheimische Gehäuseschnecken in das euthyme Verfahren „Genusstraining“. Unterschiedliche Schnirkelschnecken werden während der Therapieeinheit von den Patienten mit verschiedenen Sinnen achtsam wahrgenommen. Die Patienten lassen die Schnecken über ihre Hände gleiten, geben ihnen Fressen und hören ihnen dabei aufmerksam zu. Diese intrinsischen Erfahrungen verstärken eindeutig die salutogenetische Wirkung des Genusstrainings. Unsere einheimischen Schnecken können somit in der qualifizierten tiergestützten Intervention einen ansehnlichen Platz einnehmen.

 
Natur- und Artenschutz wie auch das Tierwohl und die Tierethik sind grundlegende Bedingungen für den Einsatz der Schnecken. Meine persönlichen Werte, wie Achtung, Respekt, Dank und Wertschätzung auch gegenüber diesen kleinen Tieren möchte ich an meine Patienten in jeder saisonalen tiergestützten Intervention weitergeben.

 

Aktuelle Forschung in Kürze

Hundegestützte Therapie hinter Gittern

 

 

Hintergrund

Bis zu 50 % der Insassen von Gefängnissen leiden an einer psychischen Erkrankung wie Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen, Substanzkonsumstörungen und Persönlichkeits-störungen. Tiergestützte Programme in Gefängnissen stellen einen alternativen Ansatz zu gängigen Therapieprogrammen dar, der auf unmittelbare Erfahrung ausgerichtet ist und bei denen die Interaktion mit einem Hund die Gefangenen motivieren kann. Hundegestützte Programme im Strafvollzug mit therapeutischen Zielen sind noch sehr spärlich beforscht. Ziel dieser Studie war es, die Wirkung eines hundegestützten Gruppentrainings zur Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenz von Gefangenen im Vergleich zur üblichen Behandlung zu untersuchen.

 

Methode

An der Studie nahmen männliche Gefangene von zwei Justizvollzugsanstalten in Deutschland teil. Die Teilnehmenden waren wegen Sexual- und Gewaltdelikten inhaftiert. Sie erhielten entweder ein 6-monatiges, hundegestütztes, psychotherapeutisches Programm oder die Standardbehandlung ohne hundegestützte Therapie. Vor, nach und bei der Nachuntersuchung vier Monate nach dem Gruppentraining füllten die Teilnehmenden und ihre zuständigen Psychotherapeut:innen jeweils Fragebögen zu sozialen und emotionalen Kompetenzen aus.

 

Resultate und Diskussion

Die positiven Auswirkungen auf die gesamte emotionale Kompetenz wurden nicht unmittelbar nach dem Training, sondern erst bei der Nachuntersuchung festgestellt. Dies lässt darauf schließen, dass Veränderungen in den sozialen und emotionalen Funktionen der Gefangenen einige Zeit in Anspruch nehmen könnten. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen nur in den Bewertungen der Psychotherapeut:innen und nicht in den Selbsteinschätzungen der Gefangenen gefunden. Es könnte sein, dass die Gefangenen durch das Programm ihre eigenen Fähigkeiten kritischer einschätzten. Es war ein wichtiger Bestandteil des Programms, die Selbsteinschätzung zu trainieren, was zu einer realistischeren Sichtweise auf sich selbst geführt haben könnte. In jedem Fall ist diese Diskrepanz zwischen der Selbst- und Fremdeinschätzung ein interessantes Ergebnis, das in künftigen Forschungsarbeiten weiter untersucht werden muss.

Diese Studie deutet darauf hin, dass hundegestützte Programme mit einem spezifischen therapeutischen Ziel für Gefangene von Nutzen sein könnten. Die widersprüchlichen Ergebnisse zeigen jedoch, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, um das Potenzial und die Grenzen von tiergestützten Programmen im Justizvollzug zu ermitteln. Ein Schwerpunkt sollte dabei auf der Identifizierung von Personen liegen, die von tiergestützten Interventionen mehr profitieren als von Standardbehandlungen.

IEMT-Mitglieder können im langen Newsletter zudem nachlesen, welche Hürden es in der Behandlung von Gefängnisinsassen zu überwinden gilt, wie das Therapieprogramm gestaltet war und wie die Ergebnisse der Studie genauer ausgesehen haben.

 

Quelle

Hediger, K., Marti, R., Urfer, V., Schenk, A., Gutwein, V., & Dörr, C. (2022). Effects of a Dog-Assisted Social-and Emotional-Competence Training for Prisoners: A Controlled Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(17), 10553. https://www.mdpi.com/1660-4601/19/17/10553