Aktuelle Forschung in Kürze

Katzen auf dem universitären Campus?

 

 

Hintergrund

Eine Vielzahl an Studien konnten zeigen, dass tiergestützte Interventionen (AAI) an Universitäten positive Auswirkungen auf die Stimmungen und Emotionen, das allgemeine Wohlbefinden, die Stressresistenz, die soziale Unterstützung untereinander und die Lernfähigkeit der Student*innen hat. In den meisten tiergestützten Interventionen an Universitäten steht die Interaktion mit Hunden im Vordergrund, obwohl es einige Studien gibt, die zeigen, dass auch andere Tierarten geeignet sind. Grund für die Überrepräsentation von Hunden in AAIs könnte das beträchtliche Mass an absolvierten Screening- und Trainingseinheiten sein, was die Sicherheit und das Wohlbefinden der Teilnehmenden unterstützten. Darüber hinaus wird angenommen, dass das Verhalten der Hunde bei Stress konsistenter ist im Vergleich zu Katzen, Meerschweinchen oder Kaninchen. Vieles deutet darauf hin, dass die oben genannten Mechanismen auch für Katzen gelten.

Um diese erhebliche Wissenslücke zu verkleinern, untersuchten Joni Delanoeije und Patricia Pendry in ihrer Studie die Bereitschaft von Student*innen und Hochschulmitarbeiter*innen mit einer Katze auf dem Campus interagieren zu wollen. Ziel der Studie war es, die Bewertung der Reaktionen bei einem Besuch der Katzen und das Verständnis der Eigenschaften, der Persönlichkeit und der Erfahrungen der Reaktion der Proband*innen zu messen.

 

Methode

Insgesamt nahmen 1438 Student*innen und Mitarbeiter*innen von insgesamt 19 flämischen Hochschuleinrichtungen anonym mit einem Online-Tool teil. Der Rekrutierungsflyer beinhaltete die Frage, ob «Tiere auf dem Campus erlaubt sein sollten» und zeigte Bilder eines Hörsaals mit einer Katze und einem Hund. Zu Beginn wurde die Empfänglichkeit für ein Katzenbesuchs-Programm gemessen, indem die Teilnehmer*innen eine Beschreibung eines bestehenden Katzenbesuchs-Programms auf dem Campus lasen und anschliessend sieben Aussagen beantworteten, während sie sich vorstellten, dass es eine solche Initiative an ihrem Campus gäbe. Eigenschaften, welche die Bereitschaft ein Katzenbesuchsprogramm in Anspruch zu nehmen beeinflussten, wurde im Anschluss gemessen. Dazu gehörte der wahrgenommene Stress, die Emotionalität, die Bereitschaft zu Hundebesuchen, die wahrgenommenen Risiken im Zusammenhang mit dem Besuch einer Katze, das Vorhandensein einer Katzenphobie oder Katzenallergie und das Besitzen einer Katze oder eines Hundes.
 

Resultate und Diskussion

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Merkmale Emotionalität und Offenheit gegenüber einem Hundebesuchsprogramm deutlich zur Bereitschaft von Student*innen und Mitarbeiter*innen beitragen Katzen auf dem Campus zu haben. Die Ergebnisse spiegeln frühere Erkenntnisse über Unterschiede in den Reaktionen gegenüber Tieren aufgrund des Geschlechts wider, wobei Frauen empfänglicher für Tiere sind und dass ältere Menschen weniger empfänglich sind. Der wahrgenommene Stress hingegen hatte keinen Einfluss auf die Bereitschaft zur Teilnahme an einem Katzenbesuchsprogramm, was im Widerspruch zu früheren Studien steht. Dies legt nahe, dass die Verwendung des wahrgenommenen Stresses als alleiniger Indikator für die Empfänglichkeit von Personen überdacht werden muss.

Ein sehr wichtiger Beitrag ist das Wissen über die Machbarkeit der Integration von Katzen in eine universitäre AAI-Kultur, welcher weiterhin stark von Hunden dominiert wird.

 

 

Quelle

Joni Delanoeije & Patricia Pendry (2022): University Cats? Predictors of Staff and Student Responsiveness Toward On-Campus Cat Visitations, Anthrozoös, https://doi.org/10.1080/08927936.2022.2109290