Aktuelle Forschung in Kürze

Hirnaktivität im Kontakt mit einem Hund – Was geschieht genau?

 

 

Hintergrund

Den Auswirkungen des Kontaktes mit Tieren auf die psychische und physische Gesundheit des Menschen wird immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, aber das Wissen über die Hirnaktivierung im Kontakt mit Tieren ist noch gering. Während einzelne Studien erste Einblicke in die Hirnaktivierung der Mensch-Tier-Interaktion liefern, ist weitere Forschung erforderlich, um zu verstehen, was bei verschiedenen Formen der Mensch-Tier-Interaktion geschieht, um tiergestützte Interventionen besser gestalten zu können.

Ziel der Studie war es, die Hirnaktivierung im präfrontalen Kortex von gesunden Proband:innen in einer kontrollierten Studie zu untersuchen. Es wurde erwartet, dass die Zunahme der Nähe im Kontakt mit einem Hund oder einem Plüschtier mit einem erhöhten Mass an Stimulation und somit auch mit einer erhöhten Hirnaktivität einhergehen würde. Zweitens wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Teilnehmenden in der Hundebedingung eine höhere Hirnaktivität zeigen würden als in der Kontrollbedingung mit dem Plüschtier.

 

Methode

Einundzwanzig gesunde Proband:innen nahmen an sechs standardisierten Sitzungen teil, wobei drei Sitzungen im Beisein von einem Plüschtier und drei Sitzungen im Beisein eines Hundes durchgeführt wurden. Während den Sitzungen wurde mit Hilfe von funktioneller Nahinfrarotspektroskopie die Hirnaktivität des präfrontalen Kortex gemessen. Jede der sechs Sitzung bestand aus fünf zweiminütigen Phasen. Die Intensität wurde über die fünf Phasen hinweg erhöht. In der ersten, neutralen Phase schauten die Proband:innen eine weisse Wand an. In der darauffolgenden Phase schauten die Teilnehmenden den Hund oder das Plüschtier an, welche ein Meter entfernt waren. Dann legte sich der Hund neben die Teilnehmenden auf die Liege oder das Plüschtier wurde auf den Oberschenkel der Teilnehmenden gelegt, wobei sie das Tier passiv fühlen konnten. Anschließend streichelten die Teilnehmenden den Hund oder das Plüschtier. In der zweiten neutralen Phase schauten sie wieder auf die weisse Wand.
 
 

Resultate und Diskussion

Die vorliegende Studie zeigt, dass die präfrontale Hirnaktivität bei gesunden Probanden mit zunehmender Nähe zu einem Hund oder einem Plüschtier anstieg. Weiter war die Hirnaktivierung der Teilnehmenden in Gegenwart eines Hundes höher als in Gegenwart eines Plüschtiers. Dies deutet darauf hin, dass Interaktionen mit einem Hund möglicherweise mehr Aufmerksamkeitsprozesse aktivieren und eine stärkere emotionale Erregung hervorrufen als vergleichbare nicht lebende Stimuli. Ausserdem wurde in der explorativen Analyse gefunden, dass die Hirnaktivierung beim Hund beim wiederholten Kontakt anstieg, während sie beim Plüschtier gleich blieb. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Teilnehmenden eine basale Beziehung zu dem Hund aufbauen konnten.

Die Ergebnisse könnten klinisch relevant für Patient:innen mit Defiziten bei Motivation, Aufmerksamkeit und sozioemotionalen Funktionen sein. Die Einbeziehung von Tieren in therapeutische Massnahmen könnte daher ein vielversprechender Ansatz zur Verbesserung der emotionalen Beteiligung und Aufmerksamkeit sein. Es ist aber mehr Forschung nötig um diese Ergebnisse zu bestätigen und um die Thesen auch in der Praxis zu überprüfen.

 

 

 

 

Quelle

Marti R, Petignat M, Marcar VL, Hattendorf J, Wolf M, Hund-Georgiadis M, Hediger K (2022) Effects of contact with a dog on prefrontal brain activity: A controlled trial. PLoS ONE 17(10): e0274833. https://doi.org/10.1371/journal. pone.0274833