Aktuelle Forschung in Kürze

Mit Haustier ist Stress weniger stressig

 

Hintergrund

Soziale Unterstützung hat sich als Schutzfaktor gegen die negativen Auswirkungen von Stress erwiesen. Verschiedene Arten von sozialer Unterstützung, z. B. durch Freunde und Familie, tragen dazu bei das Stressniveau einer Person zu verringern. Die Forschung hat festgestellt, dass Haustiere ebenfalls als soziale Unterstützung wahrgenommen werden.

Es gibt zwei Modelle, wie sich soziale Unterstützung durch Menschen positiv auf das Wohlbefinden auswirken könnte. Diese beiden Modelle sind als Haupteffektmodell und als Puffermodell bekannt. Das Puffermodell geht davon aus, dass soziale Unterstützung vor den negativen Auswirkungen von Stress schützt („puffert“). Somit steht die Unterstützung nur (oder hauptsächlich) mit dem Wohlbefinden in Zusammenhang, wenn man unter Stress steht. Das Haupteffektmodell führt den positiven Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und Wohlbefinden auf eine insgesamt positive Wirkung der sozialen Unterstützung zurück. Die positive Wirkung der sozialen Unterstützung ist dem Modell nach unabhängig von Stress. Diese beiden Modelle schließen sich gegenseitig nicht aus. Soziale Unterstützung kann allgemeine positive Auswirkungen haben, die zu einem höheren Wohlbefinden führt. Darüber hinaus kann sie Puffereffekte hervorrufen, indem sie das Wohlbefinden vor den negativen Folgen von Stresserfahrungen schützt. Die aktuelle Studie wollten wissen, welches dieser Modelle die soziale Unterstützung durch Haustiere erklären kann.

 

 

 

Methode

In der Studie wurde eine App für das Smartphone verwendet, die die Teilnehmenden zehnmal täglich an fünf aufeinanderfolgenden Tagen aufforderte, Fragen nach ihrem Stressniveau, der Anwesenheit und den Interaktionen mit ihrem Haustier sowie nach ihrer Stimmung zu beantworten. Insgesamt nahmen 223 Hunde- und Katzenbesitzer*innen an der Studie teil. Aufgrund Unvollständigkeit wurden 64 Personen ausgeschlossen. In die Analyse wurden die Antworten von 159 Personen eingeschlossen.

 

 

Resultate und Diskussion

Die Studie zeigt, dass die Anwesenheit eines Haustiers die schädlichen Auswirkungen von Stress auf den die positive Stimmung abpuffert. Der Zusammenhang zwischen der Anwesenheit eines Haustiers und positiver Stimmung ist nur bei Stress vorhanden. Wenn kein Stress vorliegt, ist die positive Stimmung unabhängig von der Anwesenheit eines Haustiers. Bei allen Stressniveaus zeigte sich, dass in Anwesenheit eines Haustieres weniger negative Stimmung und in Interaktion mit einem Haustier mehr positive Stimmung erlebt wird.

Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Effekte des Haustieres vor allem durch das Puffermodell erklärt werden kann. Durch die Anwesenheit eines Haustiers wirkt sich Stress weniger negativ auf die Stimmung aus. Diese Antwort ist aber nicht vollständig, da unter bestimmten Umständen auch ein Effekt der Mensch-Tier Interaktion wie vom Haupteffektmodell vorhergesagt gefunden werden kann, die Anwesenheit eines Haustieres negative Gefühle mindert, die Interaktion mit dem Tier die positiven Gefühle steigert.

Vorsicht muss bei der Interpretation und Verallgemeinerung der Ergebnisse der Studie gewahrt werden, da die Stichprobe mit zwei Dritteln Frauen, vielen verheirateten oder in Beziehung lebenden Personen und Personen mit einer höheren Ausbildung nicht der Allgemeinbevölkerung entspricht. Ausserdem war das Stresslevel der Personen relativ tief. Es ist weitere Forschung erforderlich, um die Zusammenhänge und Mechanismen der sozialen Unterstützung durch Haustiere und dessen Auswirkungen auf bestimmte Aspekte des Wohlbefindens bei den Besitzer*innen zu klären.